Dienstag, Mai 30, 2006

Drei Begegnungen mit Ungarn

Bild oben: es ist Scheißwetter und die Russen kommen die Donau hoch.

1.
Letzte Woche Montag, 23.08h, ELTE-Uni Südgebäude.

Ich war also wieder etwas länger im Büro und mache mich auf den Heimweg. Dem Pförtner unten rufe ich noch ein freundliches jó éjszakat zu und halte mein Portmonnaie gegen den Scanner um in die Nacht zu entschlüpfen... Nur: die Tür geht nicht auf. Da fällt es mir ein: für den Trip nach Lausanne habe ich natürlich alle unwichtigen Karten aus dem Portemonnaie gepackt, und ich muss vergessen haben, die Zugangskarte wieder einzustecken. Ich hatte es schon mal berichtet: aus diesem Gebäude kommt man nachts nicht raus ohne Magnetkarte. Oder höchstens, indem man dieses Kästchen neben der Tür einschlägt und den grünen Knopf darin drückt, aber dann geht der Alarm los.

Das letzte will ich lieber vermeiden, also gehe ich mit schuldbewußtem Blick zum Pförtner (der Marke Pedus) und erkläre: ich habe leider meine Karte zuhause vergessen. Er sagt nichts und schaut nur. Ich bin schon ziemlich müde, aber ich kratze also mein Ungarisch zusammen und frage das aus meiner Sicht offensichtliche: "Wie kann ich jetzt hier rauskommen?" - ich meine damit natürlich eher "Bitte öffnen Sie mir die Tür", aber mir fällt gerade nicht ein, wie ich das auf Ungarisch sagen kann. Der Pförtner versteht die implizite Bitte aber nicht und sagt nur: "Gar nicht. Ohne Karte kann man hier nachts nicht rein oder raus."

Da wusste ich, dass das hart wird. Da ich eben ziemlich müde war, perlte mir mein Ungarisch nicht gerade in goldenen Versen von den Lippen. Etwa 10 Minuten später war ich dann da raus, nicht ohne mir eine längere Standpauke anzuhören, eine umständliche Rechtfertigung abzugeben, meinen vollen Namen zu hinterlassen, meine Abteilung und Zimmernummer anzugeben, sowie meine Adresse in der Teréz körut zu nennen.

Und dann merkte ich zu hause, dass ich die Karte doch dabei hatte und sie wohl nur gegen den falschen Kasten gehalten hatte.


2. Letzten Sonntag morgen, 0:45h im Nachtbus in Buda mit Ziel Blaha Lujsa tér

Der Bus kommt endlich. Einige Leute warten an der Haltestelle, ich habe den Da-Vinci-Code gesehen und will nach hause. Als alle sitzen, fährt der Bus aber nicht los. Der Busfahrer öffnet sein Türchen in den Fahrgastraum und erklärt: "Um 38 soll ich laut Fahrplan erst weiterfahren. So lange warten wir." Die Gruppe von deutschen Medizinstudenten, die auch aus dem Originalversionskino kommen, versteht nicht, so dass Ungarn von hinten im Bus übersetzen. Ich schaue auf die Uhr: noch acht Minuten.

Jetzt wird es skurril. Der Fahrer kräht fröhlich auf deutsch: "Nur ein Bier!" und holt eine dieser Plastikflaschen Bier aus seiner Tasche. (Das ist aber alles, was sein Deutsch hergibt.) Er geht raus. Leider kann ich nicht genau sehen, ob er das Bier wirklich trinkt oder nicht, aber als er zurückkommt, ist er bester Laune. Er stellt sich noch 5 Minuten in die Kabine und erzählt irgendetwas auf ungarisch. Die Ungarn im Bus finden das wohl echt witzig, denn sie lachen immer wieder laut (alle an den gleichen Stellen). Ich fühle mich den anderen Deutschen etwas überlegen, die offensichtlich gar nichts verstehen (weil ich mir einbilde, mehr Ungarisch zu können, als die), ärgere mich aber gleichzeitig, dass ich eigentlich auch nichts verstehe.

Als der Bus dann fährt, macht sich der Fahrer einen Spaß daraus, die Innenbeleuchtung rhythmisch ein- und auszuschalten, so dass ich nicht mal mehr vernünftig in meinem PestiEst (das Budapester 030) lesen kann.


3. Sonntagnachmittag, 18:40h, Szechényi Bad, Cafeteria

Ich komme nach dem Baden in die Cafeteria und will gerne diese geilen gelben Handtücher mit der dunkelblauen Aufschrift Budapesti Gyógyfürdő Rt. kaufen, die draußen in der Vitrine ausgestellt sind. Also frage ich die Verkäuferin höflich, ob es die hier gibt - so wie es da draußen dran steht. Sie erzählt mir etwas, das ich nicht verstehe, aber offensichtlich kann ich die Dinger da nicht bekommen, soviel verstehe ich schon. Also gehe ich noch mal ins Foyer zur Kasse, wo man mir bestätigt, dass es die Dinger doch in der Cafeteria gibt. Also gehe ich wieder in die Cafeteria. Grober Fehler. Ich habe die Wut der Verkäuferin angestachelt. Komischerweise verstehe ich dieses mal ziemlich gut, was sie auf meine Bemerkung antwortet, dass die an der Kasse gesagt haben, hier könne man die Handtücher kaufen:

Fies keifender Tonfall eines Berliner Busfahrers, den man gerade bei seiner Pause stört: "Ick habe ihnen doch eben schon jesajt, ick bin hier heute alleine, da könnse doch beileibe nich erwartn, dass ick jetzte runterjehe nur um Ihnen dit Handtuch zu holen und hier allet stehn un liejen lasse. Da müssense schon morjen wiedakomm oder sonstwann is mir doch ejal." (Sinngemäße Übersetzung)
Ouh mann. Serviceorientiertheit ist eigentlich nicht mein Fetisch, aber ich wollte der was abkaufen und hatte ihr auch nicht vor die Füße gespuckt.

So, jetzt schaue ich schnell Ungarn - England im Fernsehen (Deutschland - Japan läuft hier nicht). Und freue mich total auf Martin, der morgen kommt!

Nachtrag um 23:34h. Fussballspiel leider verpasst. Bin immer noch in der Uni. Jetzt aber schnell heim! England scheint abe rin guter Form zu sein, und sie haben 3:1 gewonnen. Kann man ja beides von unseren Jungs nicht behaupten. Mist.

1 Kommentare:

Anonymous Anonym meint...

jahaaa, florilein, fußballtechnisch hab ick mir wohl det bessere land ausjesucht...!

31.5.06  

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