Dienstag, April 18, 2006

Esztergom

Na, das waren mal wirklich schöne Ostern. Seit langem wieder mal ein freies Wochenende und mit Martin in Budapest unterwegs. Allerdings haben wir es eher entspannt angehen lassen, so dass wir nicht viel geschafft haben. Nachts waren wir in den übelsten Läden unterwegs... Action, Bohemian Alibi, Trendy. Aus ersterem haben ja ein paar von Euch schon visuelle Eindrücke bekommen. Das zweite ist die Busche von Budapest. Das heißt nichts Gutes. Der Alkohol ist dort
spottbillig, und das ist auch notwendig, um den ganzen Mist zu ertragen. Nicht so im Trendy: da sind fast deutsche Preise angesagt, was für ein unglaublich arrogantes Publikum sorgt, und dann verwechseln die einen coolen Club mit hörsturzgefährdender Lautstärke. Obwohl die Musik eigentlich nicht schlecht war.


Das Highlight: unser Ostermontags-Trip nach Esztergom. Mittags sind wir mit dem Zug vom Nyugati Palyaudvar los, Zugfahrt ungefähr eineinhalb Stunden. Die ging ganz schnell vorbei mit dem ungarischen Opa, der Martin in sein Herz geschlossen hatte und gar nicht mehr aufhérte, vom vergangenen Groß-Ungarn zu berichten und dabei deutsche Brocken à la Messerschmidt, Göring, Wehrmacht einzustreuen. Dort muss man vom Bahnhof erstmal zu Fuss in die Stadt laufen, aber dann gibt es eine ziemlich große Kathedrale. Man kann bis auf die Kuppel hoch. Da ist das stürmische Bild von mir entstanden.


Bei dem Anblick weiß ich nicht so genau, ob es eine gute Idee war, die Fashion-Flaute in Budapest dazu auszunutzen, mir die Haare langwachsen zu lassen. Auf jeden Fall hat man von oben einen ganz tollen Blick auf die Donau. Nachdem wir uns den ganzen Berg mit der Kathedrale angeschaut hatten, sind wir noch an dem schönen weißen Denkmal vorbei. Das erinnert daran, dass in Esztergom der erste ungarische König I. István aka Stefan der erste im Jahr 1000 vom Papst gekrönt worden ist. Dann sind wir über die Brücke in die Slowakische Schwesterstadt Strurovo rüber. Die Deutschen haben beim Abzug die Brücke gesprengt, und sie wurde erst 2001 - aus EU-Geldern - wieder aufgebaut.


In Strurovo begab sich dann ein ganz toller Vorfall aus der Reihe "Schöne neue Welt": wir wollten also noch etwas essen und dann irgendwann zum Bahnhof und übers Donauknie nach Budapest zurück. Das dumme war nur: der Bahnhof ist dort ein paar Kilometer außerhalb, and der Strecke Pressburg - Ofenpest. In der Stadt war keine Information zu finden, wann genau denn Züge fahren würden, denn das Fremdenverkehrsbüro hatte am Ostermontag geschlossen. Daraufhin meinte ich nur zu Martin: ich such's schnell über mein Telefon raus. Da meinte er schon: wenn Du das schaffst, zahl ich das Essen. Ein Klacks: schnell zu Google Mobile, "hungarian railway" eingegeben, dann noch die Felder Honnan, Hova, Mikor (Woher, Wohin, Wann) mit Strurovo, Budapest und dem Datum ausgefüllt und zack! Alle Fahrten des Tages nach Budapest waren auf dem kleinen Bildschirm übersichtlich aufgelistet.


An dieser Stelle noch mal ein Orden für Bertolt: Für die Kaufempfehlung für das Nokia 6680, ohne das ich hier nicht leben könnte!

Das blöde war nur, dass es gar kein Essen zum Zahlen gab. Die Slowaken sind nämlich noch viel weniger serviceorientiert als die Ungarn. Nachdem wir den Kellnern auf dem wunderschön gelegenen Restaurantschiff gegenüber der Kathedrale von Esztergom 20 Minuten beim leicht verpeilten hin- und herrennen zugesehen hatten und noch nicht mal unsere Getränke hatten, beschlossen wir, das Menü wieder abzubestellen und uns gleich um ein Taxi zum Bahnhof zu kümmern. Das war weise, denn den Zug haben wir dann gerade so bekommen. Es hat nämlich auch einige Zeit gedauert, bis ein Taxi kam.

Ein paar unangenehme Neuerungen:
  • Bei California Coffe gegenüber haben sie einen Tarif für's Internet eingeführt. Statt umsonst gibt es das jetzt für einen Forint per Kennung und Passwort zu einer Bestellung dazu. Gut, dass die nicht die Punks aus der Nachbarschaft auch noch umsonst surfen lassen wollen, versteh ich. Aber die Downloads scheinen jetzt nach eineiger Zeit abgebrochen zu werden und ein FTP-upload geht gar nicht mehr. Sprich: Ich kann hier nicht mehr arbeiten.
  • Die Tram auf der Ringbahn ist wegen umfangreicher Umbauten unterbrochen! Es gibt nur noch Ersatzverkehr bis zum Blaha Lujza tér. Und wenn das hier auch nur ansatzweise so läuft wie in Berlin, dann sind die Zeiten mit der Tram vor der Tür für mich ein für alle Mal vorbei...
Zum Abschluss etwas, das die deutsche Presse Euch nicht zeigt: die Kanzlerin so, wie man sie noch nie gesehen hat.